Leseprobe
Abenteuer Südamerika, Erinnerungen
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Aus der Einführung von Johanna Gerlinde Lenz
Schnell sprach es sich in der kleinen Stadt herum, dass der junge
Ingenieur eine Braut suche. So manches heiratsfähige Mädchen
mag sich Hoffnungen gemacht haben. Karl Hermann aber hielt bei den
Eltern Metz um die Hand einer ihrer Töchter an. An welche haben
Sie gedacht?" fragte der Vater, "Nun, welche wagt es, mit
mir in ein fremdes Land zu ziehen?«
Die älteste Tochter, Gertrud, war ängstlich und traute sich
nicht so weit von den Eltern fort. Da sie Vaters Liebling war, wollte
der alte Herr, sie auch nicht gerne mitgehen lassen. Die jüngste,
Elisabeth, ebenfalls ängstlich und scheu dazu, klebte an Mutters
Schürze. Aber die mittlere, Elfriede, sie hatte sich gleich in
Hermann verliebt, sie war abenteuerlustig und freute sich auf ein
Leben mit ihm in der Fremde. - So etwa könnte es gewesen sein.
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Spezialitäten
Das begehrteste Getränk bei den Bolivianern war die Chicha, ein
mostähnliches, schmutziggelbes Gebräu, aus Mais gemacht,
den die Indianerweiber im Munde zerkauten. Durch den Mund-Speichel
wurde ein Gärungsprozess eingeleitet, den man mit gleichem Erfolg
nicht durch fabrikmäßige, hygienische Herstellungsversuche
herbeiführen konnte. Ich hatte mich schon an manches gewöhnt,
aber das war mir doch zu unappetitlich. Aber siehe da, nach einem
Jahr versuchte ich die Chicha doch einmal und war begeistert. Überall
hockten die Cholas auf den Bahnstationen mit ihren primitiven Chichaständen
und boten den Vorbeifahrenden die Erfrischung an. Besonders in den
heißen Tälern war das Getränk beliebt und sehr gut.
Dazu schmeckten die Empanadas, ein Teiggebäck mit Fleisch, Ei
und Oliven gefüllt, vorzüglich.
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